Tag 9: Trondheim – Bangsund km 1202-1342

Vergiss das Zugticket!

Am nächsten Morgen passiere ich den Bahnhof auf einer Brücke, um den Fähranleger nach Vanvikan zu erreichen. Unter mir würde in einer Stunde mein Zug nach Olso abfahren. Ich gehe an Bord der Schnellfähre und lasse mein Zugticket damit verfallen. Was solls, die Reise ist sowieso nicht billig.

Als ich so das Fjord überquere, denke ich mir, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe wieder Lust aufs Abenteuer, die Sonne scheint und das Niemandsland nach Bodø liegt vor mir. Als Ziel nehme ich mir heute Bangsund vor, dort gibt es einen Unterstand zum Übernachten, ca. 140 km. Schon wieder mehr als 100, aber weniger als 200 😉

„Niemandsland“, weil ich so gar keine Vorstellung habe, was mich hier erwartet. Sicherheitshalber habe ich mir die Standorte der Supermärkte notiert, da es längere einsame Abschnitte gibt. Die 775 km möchte ich in 6 Tagen schaffen. Zudem werde ich hier die Halbzeit meiner Tour erreichen. Und von Bodø sind es dann auch nur noch wenig mehr als 1000 km. Das ist der Schlüsselabschnitt. Wenn ich den gepackt habe, habe ich gute Chancen, das Nordkap zu erreichen.

Es geht gleich wieder einen Berg hoch und dann weiter wellig durch eine Hügellandschaft. Erinnert mich ein bisschen an den bayerischen Wald oder Schwarzwald. So schön!

Dann geht es ein ganz abgelegenes Tal entlang mit einzelnen Höfen. Ich habe mich bewusst für eine Abkürzung zum Eurovelo 1 entschieden, den ich normalerweise nun bis zum Nordkap folge, der hier aber über Steinkjer führt. Aber diese Abkürzung spart mir sicher einen ganzen Tag.

Dann komme ich zum Verrasundet und es wird richtig einsam. Ich treffe keine Autos mehr und habe schon Angst, ob die Straße im Nirgendwo endet.

Doch dann wird die Straße wieder größer.

Und ich komme nach Follafoss, einem Sägewerk mit unzähligen Baumstämmen. Es gibt einen kleinen Laden zum Einkaufen, sogar mit Aufenthaltsraum. Nach 50 sehr einsamen Kilometern fast wie eine Oase.

Nach knapp 100 km stoße ich dann wieder auf den Eurovelo 1, den ich von jetzt an bis zum Nordkap folgen möchte. Und bin gleich enttäuscht. Ich lande auf einer viel befahrenen Bundesstraße ohne Radweg. Kurz vor Bangsund dann diese Tunnelumfahrung:

Dahinter taucht der Lagerplatz auf. Ich kann eine einzelne Person erspähen, die sich nach meinem Einkauf im Supermarkt als Valerio aus Italien vorstellt. Valerio hat den ganzen Tag hier gewartet, weil es regnen soll. Aber der Regen ist doch erst für den Abend angesagt…

Später gesellt sich noch Fabian, ein Schweizer, zu uns. Dann fängt es wirklich an zu regnen.

Morgen soll es aber noch mal schön werden, bevor es dann zwei Tage recht stark regnet. Der nächste größere Ort ist Brønnøysund, meint Valerio. Hmm, das sind 195 km. F*ck, dann haue ich halt morgen wieder so ein Ding raus, wenn ich dann zwei Tage sowieso nicht richtig fahren kann. Noch am Abend buche ich mir ein relativ teures Hotel in Brønnøysund. Damit ist das Ziel festgelegt. Zwei oder drei Nächte will ich dort nicht ausharren, aber zumindest nutze ich den morgigen Tag noch mal voll aus.

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