Stilfser Joch plus 3

Das Stilfser Joch gilt als Rennrad-Olymp der Alpen. Wer dieses erklimmen will, fährt meist die 48 Serpentinen von Prad hoch und über den Umbrail-Paß wieder zurück, machen 65 km mit knapp 2000 Hm. Und dann gibt es da noch die große Runde über Livigno. Hier kommen mit dem Passo di Foscagno (2291 m), Passo d’Eira (2209 m) und Ofenpass (2149 m) insgesamt 4 Pässe mit 130 km und ca. 3600 Hm zusammen. Das ist doch was! Am 14. Juli 2018 begleitete mich André bei der Erfüllung dieses lange gehegten Traumes.

Guter Ausgangspunkt: Parkplatz an der Kirche in Glurns (gebührenpflichtig)

Wir parken in Glurns an der Kirche. Direkt danach geht es erst ein paar Kilometer bergab und wir können uns gemütlich einrollen. Am Ortsende von Prad beginnt die Steigung und ich versuche mich zusammenzureißen, den härtesten Berg des Tages nicht gleich zu schnell anzugehen. Doch nach wenigen Kilometern lasse ich André hinter mir. Er fährt einen solch langen Pass heute zum ersten Mal und ich stecke mitten in meiner Ötzi-Vorbereitung. Vor 2 Wochen war ich bei der Schwalbe Tour Transalp am Start und bin gut erholt.

Kurz hinter Trafoi die ersten Blicke auf den Ortler

Kurz hinter Trafoi dann die ersten Blicke auf den Ortler. Ich muss daran denken, wie ich hier 1987 zum ersten Mal mit meinem Freund Michael bei deutlich schlechterem Wetter hochgefahren bin. Heute dagegen zeigt sich das Stilfser Joch von seiner besten Seite.

Es läuft wirklich gut bei mir. Ich halte mich strikt an meine Wattvorgabe. Auch wenn sich die Höhe langsam bemerkbar macht, wirklich langsamer muss ich nicht fahren. Kein Vergleich mit damals. Es ist doch gut, wenn man mit 53 noch besser sein kann als mit 23 🙂 Allerdings macht es eben auch einen Unterschied, ob man mit 2000 oder 7000 Trainingskilometern in den Beinen hier antritt.

Blick von der Passhöhe auf die letzten Serpentinen

Die letzten Serpentinen fliegen dahin und nach 2:03 h (ab Prat) stehe ich auf der Passhöhe, zum vierten Mal in den letzten 30 Jahren. Ich genieße die Aussicht und warte auf André, der aber noch nicht auszumachen ist. Durch Zufall finden ich den Weg zum Albergo Ristorante Tibet, von dem sich dieses herrliche Panorama bietet:

Was für ein Panorama

Schließlich taucht auch André auf und er ist überglücklich diese Herausforderung gemeistert zu haben. Das Stilfser Joch ist schon ein echtes Brett, dass man nicht alle Tage unter die Reifen bekommt.

Nach einer gemütlichen Einkehr im Ristorante machen wir uns auf die Abfahrt nach Bormio.

Abfahrt Westseite

Das Tagwerk ist aber noch lange nicht verrichtet, jetzt steht der Passo di Foscagno (2291 m) auf dem Programm mit ca. 1000 Hm Anstieg. Hier sind die Beine schon deutlich schwerer als am Morgen in den ersten Kurven zum Stilfser Joch. Der Berg zieht sich und es ist auch teilweise recht viel Verkehr. Beim Hochfahren fange ich an zu rechnen, um 16:30 Uhr fährt das letzte Shuttle durch den Munt la Schera-Tunnel. Das ist noch machbar, aber allzuviel bummeln sollten wir auch nicht.

Kurzer Zwischenstopp in Livigno

In Livingo haben wir noch etwas Zeit und füllen unsere Kohlenhydratspeicher auf. Wir sind schon ziemlich durch und die Pause hat etwas pennerhaftes 😉 Dann geht’s das Tal nach hinten zum Tunnel. Die Galerien wollen kein Ende nehmen und wir bekommen etwas Panik, dass wir das letzte Shuttle doch noch verpassen.

Die Galerien nehmen kein Ende

Doch wir kommen pünktlich an und genießen die kurze Pause im Bus. Man ist hier bestens auf Rennradler vorbereitet und unsere Räder werden materialschonend auf dem Anhänger befestigt. Außer uns ist noch ein weiterer Radler dabei.

Das Bus-Shuttle durch den Munt La Schera-Tunnel

Der Bus lässt uns am nördlichen Tunnelportal aussteigen. Ab hier beginnt die Auffahrt zum Ofenpass. Wir müssen jetzt irgendwie die Beine überreden auch diesen Berg noch hochzutreten. Zum Glück ist es recht ruhig, die Straße breit und nicht allzu steil.

Nach dem Ofenpass rollen wir in herrlich langer Abfahrt zurück nach Glurns. Nach 6:38h netto und 9:13h brutto stehen wir wieder an unserem Auto. Eine echte Traumtour, für die aber eine gewisse Grundfitness vorhanden sein sollte, damit sie auch Spaß macht 🙂

Tourenprofil:

Achtung: Der Munt la Schera-Tunnel darf nicht mehr mit dem Rad befahren werden. Hierfür wurde ein Bus-Shuttle eingerichtet: Fahrplan. Deswegen startet die Komoot-Planung auch am Tunnelende. Komoot erlaubt keine Streckenplanung durch den Tunnel!

Strava-Aufzeichnung:

Weitere Infos:

Fahrplan für das Bus Shuttle

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