Tag 6: Niejdariehpvagge – Sarvesvagge – Gaskasvagge

Lost im Weidengestrüpp (22 km, 930 Hm)

Um 6:30 Uhr komme ich los. Der Abstieg ins Sarvesvagge ist einfach, ebenso das Furten des zugehörigen Flusses Sarvesjahka. Da ich das Sarvesvagge auf der Südseite verlassen muss, sollte man den Fluss möglichst schon am Anfang queren, bevor er zu groß wird. Zunächst komme ich im Sarvesvagge ganz gut vorwärts, es gibt zwar immer wieder Weidengestrüpp, aber das kann man hangaufwärts umgehen.

Dort hinten unterhalb der Passhöhe des Niejdariehpvagge bin ich heute gestartet

Doch im weiteren Verlauf wird das Gestrüpp immer dichter. Und höher kann ich nicht mehr gehen. Es zeichnet sich ab, dass heute nicht das Furten das Problem sein wird, sondern eher das mit Weidengestrüpp verseuchte Gelände.

Irgendwann geht es oberhalb nicht mehr weiter und ich schlage mich zum Fluß durch, da dort das Vorankommen besser sein soll. Leider reicht auch dort das Gestrüpp bis zum Wasser. Es wird sogar immer höher und ist teilweise mannshoch! Die Sonne brennt, es ist wirklich megaheiss, und meine Beine sind schon ganz zerkratzt in den kurzen Hosen. Teilweise schaffe ich nicht mehr als 2 km/h. Und einmal liege ich der Länge nach auf der Nase. Nervig, für mich das schwierigste Gelände auf der ganzen Tour! Immer, wenn man denkt, da vorne hört das Gestrüpp auf, geht es weiter. Laut Führer soll man 2 km vor dem Noajdevallda Delta gut auf Schotterbänken am Fluß gehen können. Das hat sich aber wohl geändert. Nur einmal kurz kann ich ein paar Meter auf einer Schotterbank gehen:

Von hier gibt es nun 3 Täler nach Süden: Das Lullihavagge, das Gaskasvagge oder das Jiegnavagge. Da ersteres am meisten begangen wird und auch recht langweilig aussieht, entscheide ich mich für das Jiegnavagge , das vom Gaskasvagge abzweigt und am alpinsten sein soll. Aber vorher muss ich mich noch irgendwie durch dieses Flussdelta schlagen, das entweder von Gestrüpp oder Sumpf durchzogen ist. Irgenwann verliere ich die Nerven und peile direkt einen höhergelegenen Felsen am Eingang des Gaskasvagge an (Eigentlich soll man bis zum Bach aus dem Gaskasvagge gehen und diesem dann bergauf folgen). Der davorliegende Birkenwald scheint recht gut passierbar zu sein.

Das war eine gute Entscheidung, auch wenn ich hier von großen Mücken angefallen werde. Es ist anstrengend, aber ich komme schnell höher und es bieten sich traumhafte Ausblick zurück ins Sarvesvagge. Es ist so heiß, ich brate in der hochstehenden nordischen Sonne.

Am Felsen angekommen wird das Gelände einfacher. Aber es tut sich ein Seitental auf, in das ich erst absteigen muss um einen weiteren Bach zu furten, bevor ich ins Gaskasvagge einsteigen kann. Die Täler sind hier V-förmig tief eingeschnitten und das Gelände ist anspruchsvoll. Man geht ständig schräg am Hang und unten bilden die Bäche eine Schlucht, da sollte man eher nicht abrutschen. Ich merke, wieviel Kraft mich das Sarvesvagge gekostet hat und ich bin nervlich angespannt. Mehrmals checke ich, ob meine Garmin inReach mini hier noch Empfang hat.

Als dann das Jiegnavagge abzweigt und sich plötzlich hohe Cumuluswolken auftürmen, entschließe ich mich im Gaskasvagge zu bleiben. Dessen Passübergang ist von allen drei Tälern am niedrigsten und ich habe gerade keine Lust auf weitere Überraschungen.

Irgendwann kam man dann in den Talgrund absteigen und auf dem Schnee gehen. Der ist zwar teilweise recht weich, aber er ermöglicht absolut gleichmäßiges Gehen in flachem Gelände. Ich bin sehr müde und schleppe mich das endlose Tal nach oben. Gleichzeitig wird der Himmel vor mir immer dunkler. Ich bete, dass ich noch vor dem Gewitter die Passhöhe erreiche und auf der anderen Seite das Zelt aufbauen kann.

Blick zurück im Aufstieg

Nach der Passhöhe nehme ich wirklich die allererste geeignete Grasfläche, baue in Windeseile das Zelt auf und dann regnet es auch schon. Geschafft!

Nach dem Gewitter an meinem Zeltplatz beim Zusammentreffen von Lullihavagge und Gaskasvage

Später am Abend klart es sogar wieder etwas auf. Kvikkjokk ist in Reichweite, das Schlimmste sollte hinter mir liegen. Entspannt schlafe ich ein.

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